Was ist die „Insel der Trauer“?

Die „Insel der Trauer“ ist eine ansprechend gestaltete Grafik, die als methodische Unterstützung in Gesprächen mit trauernden Menschen (ab 8 Jahren) eingesetzt werden kann.

Hilfesuchenden fällt es oftmals leichter, sich über eine Metapher zu erklären oder sich auf einem vorgegebenen Bild zu positionieren, um so die Worte für die eigene persönliche Situation zu finden. Die „Insel der Trauer“ ist eine Einladung die individuelle Trauer zuzulassen, über diese in den Austausch zu kommen, sie zu be- und verarbeiten!

Orte auf der Insel der Trauer

Bei der Gestaltung der Insel sind unter anderem Orte gewählt worden, die in unterschiedlichen Trauermodellen wieder zu finden sind. Die Orte verstehen sich ausschließlich als ein Vorschlag.

Wie die Orte interpretiert werden, sind offen. Dies ist gewünscht, da sich die „Insel der Trauer“ als eine Möglichkeit versteht, mit seinen KlientInnen ins Gespräch zu kommen, um somit den individuellen Trauerprozess kennen zu lernen.

Im Folgenden werden Orte am Bespiel von zwei Trauermodellen vorgestellt, die ihnen im Austausch mit ihren KlientInnen dabei behilflich sein können, zu schauen, in welcher Phase ihrer Trauer sich ihre KlientInnen befinden können.

Trauermodell

nach Verena Kast

Es gibt eine Insel des „Nicht – wahrhaben – Wollens“, man kann abtauchen und sich fest halten. 

Der Gipfel des Zorns und die Blumen der Leichtigkeit, Zufriedenheit, Glück und Freude können „aufbrechende Emotionen“ deutlich machen. Sie erlauben mit ihrem Dasein diese Emotionen zu äußern und erlangen Berechtigung im Trauerprozess. Das Tal der Tränen lädt möglicher Weise ein zu erzählen, wie man sich selber in seiner Trauer wahrnimmt.

Die Phase des „Suchens und sich Trennens“ kann z.B. im Theater, der Abreise oder beim Loslassen gesehen werden.

Der neue „Selbst- und Weltbezug“  wird gegebenenfalls mit neuen Segeln, dem Hafen und/oder dem Gewächshaus besetzt. 

Traueraufgaben

nach Willam Worden

Den Verlust als Realität anzuerkennen mit all seiner Endlichkeit kann auf dem Friedhof gefunden werden. 

Den Trauerschmerz erfahren und ausleben, kann mit dem Tal der Tränen, dem Glauben, den Wegbegleitern, dem Waldbaden, dem Trainingsplatz und dem Theater erfolgen. 

Die Anpassung an eine Umwelt, in der der Verstorbene fehlt, kann zum Beispiel im Loslassen und im Gewächshaus gesehen werden.

Dem Verstorbenen einen inneren Platz geben ist bei den Sternen der Erinnerung und der Dankbarkeit, dem Friedhof, dem Ort der Ruhe und der Hoffnung eine Möglichkeit.

Wie kann ich mit der „Insel der Trauer“ arbeiten?

Die „Insel der Trauer“ dient dem individuellen Einsatz in der Trauerbegleitung. Sie eignet sich insbesondere für den Gesprächseinstieg. Die Konzentration auf das Bild führt dazu, nicht den Anspruch zu haben einen Augenkontakt halten zu müssen. Figuren können benutzt werden, um den eigenen, momentanen Standort zu verdeutlichen, sowie einen Standort zu finden, den man gerne erreichen möchte. Ob es bereits möglich ist bzw. der Trauerprozess soweit voran geschritten ist, sich den Blick zu erlauben, an welchem Ort man in Zukunft sein möchte, ist dem individuellen Prozess anzupassen. Da uns Abschiede und Trauer ein Leben lang beschäftigen & Trauer sich in Wellen bewegt, kann die „Insel der Trauer“ bei einem/einer Klienten/-in mehrmals zum Einsatz gebracht werden. 

Hilfreiche Fragen

  • Warum hast du dir diesen Ort ausgesucht?
  • Was hat dich an diesem Ort angesprochen?
  • Würden deine Mitmenschen dich auch dort sehen?
  • Welchen Ort würde z.B. deine Freundin für dich wählen? Was denkst du, wie sie darauf kommt? Wie passend findest du diesen Ort für dich?
  • Auf einer Skala von 1-10, was schätzt du ein, wie verwurzelt du an diesem Ort bist?
  • Was brauchst du, um diesen Ort verlassen zu können? Wer oder was könnte dich dabei unterstützen?
  • Woran würdest du als erstes erkennen, dass du diesen Ort verlassen hast? Woran würden Mitmenschen dies feststellen?
  • An welchem Ort würdest du dich gerne sehen? Was kann ein erster Schritt sein, um diesen Ort zu erreichen?
  • Wie kann dir unsere Zusammenarbeit dabei helfen?
  • Was kannst du dazu beitragen, um dein Ziel zu erreichen?
  • Wenn du diesen Ort bereits erreicht hättest, woran würdest du dies zuerst spüren & wie könnten Mitmenschen es erkennen?
  • Wie fühlst du dich an diesem Ort?
  • Was gibt dir dieser Ort?
  • Was verbindest du mit diesem Ort?
  • Wen würdest du gerne zu diesem Ort einladen?
  • Wenn der Verstorbene dich an diesem Ort sehen würde, was würde er dir sagen?